Netzwerk Soziales neu gestalten
Die deutsche Bevölkerung wird immer älter. Während die Zahl der pflegebedürftigen Menschen ansteigt, gibt es immer weniger jüngere Menschen. Gleichzeitig werden ältere Menschen immer seltener in der Familie gepflegt. Diese Leistung wird stattdessen Aufgabe von staatlichen und privaten Einrichtungen.
Wie kann dieser sogenannte demographische Wandel erfolgreich gestaltet werden ohne dass die Kommunen überfordert werden? So lautete eine der zentralen Fragestellungen, die in dieser Woche im Bürgerhaus der Stadt Neumarkt diskutiert wurden. Vertreter des Stadtrates und der Stadtverwaltung, der Sozialverbände und Kirchen sowie der Senioren- und Pflegeeinrichtungen kamen auf Einladung von Oberbürgermeister Thomas Thumann zu einem Runden Tisch zusammen, um die Herausforderungen für Neumarkt zu diskutieren.
Bürgermeisterin Ruth Dorner begrüßte den Teilnehmerkreis und hob die Rolle des Bürgerhauses als Mehrgenerationenhaus hervor. Denn im neuen Förderprogramm des Bundesfamilienministeriums steht das Thema „Alter und Pflege“ ganz oben auf der Tagesordnung.
Gastreferent Ulrich Kuhn, Geschäftsführer des Netzwerks SONG (Soziales neu gestalten) und Vertreter der Stiftung Liebenau am Bodensee erläuterte, wie neue Strukturen dem demographischen Wandel begegnen können. Er stellte Modelle und praktische Umsetzungsbeispiele eines „lokal-kooperativen Sozialmodells“ vor, in dem gegenseitige Unterstützung generationenübergreifend und kleinräumig gestaltet wird. Neben privatem und staatlichem Engagement sei vor allem auch das Bürgerengagement vor Ort für den Erfolg solcher Konzepte ausschlaggebend.
Auch Bundestagsabgeordneter Alois Karl betonte die Bedeutung der Entwicklung neuer Strategien im Zuge veränderter Geburten- und Sterberaten. Eine Investition in das „Leben der Stadt“ sei ebenso wichtig, wie Investitionen in die Bausubstanz. Eine Stärke Neumarkts sei, dass bereits viel Engagement vorhanden ist. Beispiele dafür sind das Bürgerhaus, das 2007 als Mehrgenerationenhaus ausgezeichnet wurde. Auch das Areal St. Paulus an der Saarland-/Friedenstraße, in dem u.a. Schule, Kinderhort, Jugendheim, Betreutes Wohnen, Seniorenheim sowie Beratungsangebote der Sozialträger auf engem Raum zusammen treffen, zeige, dass in Neumarkt bereits gute Grundlagen geschaffen sind.
Dennoch wurde das Leitbild Mehrgenerationenwohnform von den Anwesenden auch kritisch hinterfragt. Zunächst müsse man von den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger selbst ausgehen. Es sollten keine Lösungen übergestülpt werden, sondern jungen und alten Menschen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Vorstellung zum Leben in Neumarkt i.d.OPf. zu äußern. Ein Großteil der älteren Bevölkerung wünsche sich weiterhin im eigenen Haus zu leben und gepflegt zu werden. Dafür bräuchte es alternative Wege, sowie ausreichend gut geschultes Personal, das die Betroffenen vor Ort versorgen könnte.
Ralf Mützel, Geschäftsführer des Bürgerhauses bedankte sich schließlich bei allen Beteiligten und betonte, dass der Runde Tisch einen Impuls für eine offene Diskussion des demographischen Wandels in Neumarkt i.d.OPf. gegeben hat. Das Thema wird auch in Zukunft auf der Agenda aller Beteiligten stehen.
Foto+Text: Elisabeth Altmann