Erzählcafé im Café der Welt
Am Donnerstag, den 9. März berichtete Mahssumeh Bahrami im Rahmen des Café der Welt aus ihrer Heimat und Flucht nach Deutschland.
Frau Bahrami lebte mit ihrem Mann und zwei Kindern in Herat, Afghanistan. Krieg, Taliban-Milizen, keine Bildungsmöglichkeiten, keine Zukunft - 2010 beschlossen sie das Land zu verlassen. Nur mit den Dingen, die sie am Körper tragen konnten, machten sie sich auf die beschwerliche Reise. Zu Beginn fuhren sie noch sehr komfortabel mit dem Taxi von Herat in den Iran. Von dort aus ging es mit Bus und zu Fuß weiter in die Türkei. Sie lebten für einige Zeit in der Nähe der iranischen Grenze mit 12 Personen in einem kleinen Zimmer und aßen nur Joghurt und Brot, bis sie weiter nach Istanbul aufbrachen. Das nächste Etappenziel war Athen und für die Familie begann das schwerste Wegstück. Sie gingen ca. 45 Tage zu Fuß durch Felder, schliefen unter freiem Himmel und ernährten sich von Mais, der auf den Feldern wuchs.
Von Griechenland aus konnten vorerst nur Frau Bahrami und ihre Tochter mit gefälschten Papieren, welche ihnen die 800 Strafe wert waren, nach Deutschland fliegen. Ihr Mann und ihr 8-jähriger Sohn blieben in Griechenland und konnten erst durch Familienzusammenführung 6 Monate später nachkommen.
Nach einem längeren Aufenthalt in einem Asylbewerberheim in Parsberg konnten sie eine Wohnung in Velburg beziehen. Frau Bahrami berichtet mit Tränen in den Augen von dieser Zeit: Sie hatte keine Freunde, konnte kein Deutsch und die anderen Familienmitglieder waren tagsüber in der Schule, so dass sie viel zu Hause saß und weinte. Zudem war sie wieder schwanger und musste mit dem Schulbus zum Arzt nach Parsberg fahren.
Als ihr Mann schließlich Arbeit in Neumarkt fand und die Familie eine Wohnung in Neumarkt beziehen konnte, besserte sich ihr seelischer Zustand. Sie hat Freunde gefunden, nimmt donnerstags gerne am Café der Welt teil, besucht die Sprachkurse im Bürgerhaus und möchte als Altenpflegehelferin in Neumarkt arbeiten.