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Die kürzeste Brücke zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln

Für einige Teilnehmer ist der große Moment gekommen - sie dürfen sich nun „Brückenbauer“ nennen

Für einige Teilnehmer ist der große Moment gekommen - sie dürfen sich nun „Brückenbauer“ nennen

Es ist eine Situation, die wir alle kennen: Wenn wir in einem neuen Land sind, müssen wir uns erstmal zurecht finden.
Im Sekundentakt beschäftigen uns neue Fragen wie „Wo finde ich ein Hotel?“, „Wie komme ich an Geld in der Landeswährung?“ oder „Wie kann ich mich mit den Einheimischen verständigen?“ Doch wir lernen das jeweilige Land meist nur für kurze Zeit im Urlaub kennen. All die Menschen, die in den letzten Jahren zu uns nach Deutschland gekommen sind oder noch zu uns kommen, haben es da deutlich schwerer: Sie mussten ihre ferne Heimat wie Äthiopien oder Syrien aufgeben und in einem fremden Land samt exotischer Kultur und Traditionen den Neuanfang wagen. Deutsche Integrationshelfer können sich schwerer in die belastende Lebenssituation eines Geflüchteten einfühlen als jemand, der all dies selbst einmal durchleben musste.

Im Rahmen eines Projekts, das im Jahr 2018 in Kooperation zwischen dem Malteser Integrationslotsendienst und der Stadt Neumarkt entstand, avancieren ehemalige Geflüchtete deshalb zu sogenannten „Brückenbauern“: Als Kulturvermittler wollen sie diejenigen Menschen, die erst vor kurzem in Neumarkt angekommen sind, im alltäglichen Umgang mit den Einheimischen, aber auch bei Behörden- oder Arztterminen unterstützen und ihnen aus ihrer eigenen Integrationserfahrung heraus erklären, wie die Menschen und die verschiedenen gesellschaftlichen Systeme in der Oberpfalz „ticken“.

„Ich habe so viel Hilfe erfahren. Nun möchte ich ein Stück davon zurückgeben,“ sagt Tamam Alrawi, der seit Oktober 2018 am „Brückenbauer“-Projekt teilnimmt. Es handelt sich um eine Art der Integrationsarbeit, von der beide Seiten stark profitieren: So ist es für die Neuankömmlinge immens wichtig, Fragen zu ihrer Aufenthaltsberechtigung und möglichen Ausbildungsplätzen klären zu können. Doch auch für die Brückenbauer, die unter anderem aus Albanien, Tschechien und Äthiopien stammen, kann es nur von Vorteil sein, neue Kulturen kennenzulernen. Sie alle können unter anderem in gewinnbringenden Diskussionen eine persönliche Haltung dazu entwickeln, wie sie Eigenes bewahren und gleichzeitig Neues annehmen können.

Die erste Gruppe der „Brückenbauer“ hat diese Woche erfolgreich ihre Grundschulung abgeschlossen. Am Dienstag referierte die Juristin Eva-Maria Traupe, vom Verbraucherservice Bayern, zu einem Thema, welches den Brückenbauern schon oft während ihrer Tätigkeit begegnet ist: „Verträge“. Im Anschluss war der lang ersehnte Moment endlich gekommen: Anna Lehrer, Integration und Projektorganisation- Stadt Neumarkt und Christian Hardt, Malteser Hilfsdienst e.V., verliehen feierlich die Urkunden an alle 8 Teilnehmer, die die Ausbildung zum „Brückenbauer“ erfolgreich abgeschlossen hatten. Die Teilnehmer der ersten Gruppe kommen aus Syrien, Albanien, Äthiopien, Tschechien und Bulgarien.

Die Schulungen zu bisher behandelten und zu neuen Themen wird es natürlich weiterhin geben, neue Teilnehmer sind herzlich willkommen. Bisher haben sich Frauen aus Slowenien und Rumänien gemeldet. Im Januar folgt ein Seminar zu den Themen „Finanzen und Versicherungen“ und im Anschluss darauf ist eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Versicherungen, Finanzen und Verträge“ geplant. Aber nicht nur die Beratung und Betreuung von Neubürgern ist das Ziel des Projektes. So erfahren die Brückenbauer durch den direkten Kontakt früher oder später immer, wo gerade noch Bedarf besteht. So entstand beispielsweise die Idee für einen Fahrradkurs für Frauen, der sehr gut angenommen wird.

Doch vor allem lebt dieses Projekt nach wie vor von seinem einmaligen und wertvollen Konzept: Es ist ein Angebot von Menschen für Menschen - und sie alle haben erkannt, dass sich die kürzeste Brücke zwischen zwei Menschen mit Verständnis, Hilfsbereitschaft und einem Lächeln bauen lässt.

von Anna Lehrer

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